Fischtuberkulose

 

Literatur:

Grundlagen der Fischpathologie, Ro-nald J. Roberts und H.-J. Schlotfeldt

 

Die Fischtuberkulose (TB) ist eine bak-terielle Infektionskrankheit, die oft-mals bei den Aquarienstämmen altbekannter Arten, wie Zwergfaden- oder Kampffischen auftritt. Die TB wird von Bakterien der Gattung Myco-bacteriaceae verursacht. In Europa konnten Mykobakterien bei vielen einheimischen Fischarten zumindest gelegentlich nachgewiesen werden. Viele im Fachhandel erhältliche Zierfische stammen zudem aus asiatischen Großzüchtereien, deren Anlagen mit Mykobakterien geradezu verseucht sind. Somit kann keiner davon ausgehen, dass seine Becken frei von Mykobakterien sind. Da aber nicht jeder Aquarianer Ausfälle durch TB zu verzeichnen hat, ist ihr Ausbruch zumindest nicht unmittelbar von dem Vorhandensein der Bakterien abhängig, sondern von den Hälterungsbedingungen. Ein starkes Immunsystem kann Mykobakterien daran hindern, sich festzusetzen. Anders bei einem geschwächten Immunsystem, z.B. bedingt durch schlechte Wasserwerte, hohe Besatzdichte oder falsche Ernährung. Man bedenke auch, dass die beiden genannten Fischarten stark revierbildend sind.

 

Erste Symptome der TB sind insbesondere das Auftreten offener nekrotischer Stellen und geschwürartiger Beulen. Damit ähneln die Symptome denen anderer Krankheiten. Als durchaus sinnvoll für die Diagnose von TB erscheint es, wenn andere Krankheiten durch versuchsweise Behandlungen ausgeschlossen werden können. Sollte sich dann der Verdacht auf TB erhärten, sieht man sich schließlich mit dem Problem konfrontiert, dass ausgebrochene TB nicht heilbar ist. Lediglich die Wahrscheinlichkeit eines Ausbruches kann durch Verbesserung der Hälterungsbedingungen verringert werden.

 

Wenn es um die Erhaltung seltener Tiere geht, gibt es jedoch eine Möglichkeit, den Gesundheitszustand erkrankter Tiere derart zu verbessern, dass diese sogar noch einmal zur Fortpflanzung schreiten können. Dazu benötigt man lediglich frisches, grünes Birkenlaub. Dieses enthält eine noch unbekannte Substanz zur Einkapselung der Mykobakterien und hindert diese damit an ihrer Vermehrung. Um diesen Wirkstoff jedoch aus dem Birkenlaub herauszubekommen, werden zur Herstellung eines Suds 5 bis 6 Blätter mit einem Liter etwa 90 °C heißem Wasser aufgegossen. Die Behandlung erfolgt mit einer Dosierung von 1 Liter abgekühlten Suds auf 1 Liter Aquarienwasser. Hinzugegeben wird ein halber gestrichener TL jodfreies Salz, welches beim Fisch durch Schleimabsonderung das Abstoßen eines Großteils der sich verkapselnden Mykobakterien auslöst und damit einen Abheilungsprozess in Gang setzt. Aufgrund des in Birkenblättern enthaltenen Zuckers vermehren sich andere im Quarantänegefäß vorkommende Bakterien rasant schnell. Es ist deshalb ratsam, den Sud täglich neu aufzusetzen und das Gemisch im Quarantänegefäß täglich zu erneuern. Die Behandlung sollte mit der Verfütterung besten Lebendfutters einhergehen und solange andauern bis sich betroffene Stellen weitestgehend zurückgebildet haben. Anschließend wird der Fisch in ein Becken mit frischem Wasser sowie neuem Bodengrund und Filtermaterial umgesetzt. Bei Durchführung regelmäßiger Teilwasserwechsel kann nun erwartet werden, dass das behandelte Tier für 1 bis 2 Wochen nahezu symptomlos bleibt und auch zur Fortpflanzung schreitet. Zur Verringerung des Risikos einer Infektion von Jungfischen besteht die Möglichkeit, die Eier in einem Sieb unter temperiertem Leitungswasser zu spülen und sie anschließend in einen sauberen Aufzuchtbehälter zu überführen.

Robin Körner

 

Anlage zu den monatl. Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im August 2017

Nr. 106