Belontia signata

Ceylon-Makropode, Ceylon-Stachelflosser

 

Literatur:

DATZ 1975, Seite 148

AM 1976, Seite 338

TI Nr. 48, Seite 15

Mergus I, Seite 626

 

Ein Freund von mir entdeckte diese zuerst nicht sehr ansprechend gefärbten Tiere im Händlerbecken. Weil mich diese Fische sehr interessierten, setzte ich mir ein Paar in ein 180- Liter-Becken. Sie waren in einem nicht sehr guten Zustand. Ich fütterte sie mit lebenden Schwarzen Mückenlarven, die sie gierig verschlangen. Nach wenigen Tagen hatten beide Tiere einen prallen Bauch. Das Weibchen hat rot-orangene Flossen und zeigt bei Erregung dunkelbraune Flecken auf heller Grundfarbe. Diese Zeichnung, die den Kopfteil besonders stark prägt, erinnert sofort an die des Schokoladenguramis. Das Männchen kann diese Zeichnung auch aufweisen, nach meinen Beobachtungen jedoch lange nicht so intensiv. Die Flossen des Männchens sind auch nicht so farbintensiv wie die des Weibchens und zeigen eine mehr braun-orange Färbung. Der Geschlechtsunterschied wurde allerdings auch schon den meinigen Beobachtungen genau entgegengesetzt beschrieben. An die Wasserwerte und an das Futter stellt diese Art keine besonderen Ansprüche. Im Mergus wird geschrieben, daß die Eier in Klumpen unter ein Pflanzenblatt abgelegt werden. Kein Schaumnest, sondern meist nur eine große Luftblase. Nach 6 Tagen sollen die Jungfische freischwimmen und dann sofort Artemia fressen.

 

Das Ablegen der Eier und das Brutverhalten konnte ich leider nicht beobachten, da ich zu dieser Zeit verreist war. Als ich dann nach ca. 2 Wochen in das Aquarium sah, waren weder große Salmler, noch zwei große Pelvicachromis-Pärchen zu sehen. Als sich dann plötzlich doch einmal ein Salmler sehen ließ, wurde er erbarmungslos in's Pflanzendickicht gejagt. Nun sah ich erst, was für Tyrannen ich mir da in's Becken geholt hatte und ich sah noch mehr: Dort, wo ein großes Polster aus Wasserhornfarn, Javamoos und Teichlebermoos auf und um ein bis an die Wasseroberfläche ragendes Holz wächst, bemerkte ich am Rande dieses Dschungels einige 3 Millimeter große Jungfische. Es waren circa 30 an der Zahl, die sicherlich schon gewachsen waren, denn ich konnte beobachten, wie die wohlgenährten Jungfische auf kleine weiße "Infusorien?" Jagd machten.

 

Diese aus Sri Lanka kommende Art soll eine Länge von 13 cm erreichen können. Meine Tiere haben eine Länge von 8 cm. Es ist allerdings durchaus möglich, daß sie noch ein wenig wachsen. Das Paar ist untereinander "relativ" verträglich. Ich vermute, daß das aber von der Harmonie des Paares abhängig ist. Wegen der sehr stark ausgeprägten Unverträglichkeit gegenüber artfremden Fischen wäre aus Liebe zu den anderen Pfleglingen ein Artbecken angebracht.

 

Belontia signata, ein schöner Fisch, den ich jedem, der eine Vorliebe für Labyrinthfische hat, empfehlen kann.

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Oktober 1991

Nr. 77

Betta bellica

Kriegerischer Kampffisch

 

Literatur:

DATZ 85, Seite 53

Aq.M 85, Seite 86

Aq.M. 87, Seite 99

Mergus III, Seite 642

 

Obwohl schon seit fast 90 Jahren bei uns bekannt, ist Betta bellica noch immer eine Rarität. Das hätte mir zu denken geben sollen, als damals in Witten ein Vereins-freund den Erwerb eines Pärchens Betta bellica als einmalige Chance anpries. Zugegeben, diese Art ist für einen Kampffisch groß (lt.Literatur bis 11 cm), ansprechend gefärbt und eben selten - wenn auch das als Qualitätsmerkmal gewertet werden soll. Ihre Streitsucht ist kein Problem, sie richtet sich in erster Linie gegen Artgenossen und dient der Verteidigung des Lebensraumes und der Brut. Schwer zu züchten - wie in den Zeiten der ersten Importe - sind diese Burschen ebenfalls nicht, sie bedienen sich im Wesentlichen des gleichen Verfahrens wie Betta splendens, unser "Feld-, Wald- und Wiesenkampffisch".

 

Der furchteinflößende Name ließ es mir aber doch geraten erscheinen, bei den etwas engen Raumverhältnissen zur Vorsicht eine 10 bis 15 cm dicke Javafarndecke einzuziehen, die sich dann auch bestens bewährt hat. Die Regenwürmer vom Kaliber 2 mm und Tubifexe sackten langsam auf den Grund, einzele Tabimin, fein zerkrümelt, sollten die Entwicklung der Mikrofauna fördern und wurden von der Durchlüftung sanft in Bewegung gehalten.

 

Regenwürmer aus eigener Produktion sind für Kriegerische Kampffische wohl ein wahres Labsal - jedenfalls sah ich wenige Tage nach dem Einsatz dieser Delikatesse das erste Schaumnest am Beckenrand. Am nächsten Tag war es weg, das Männchen baute jedoch flugs ein neues. Dann näherte sich auch das Weibchen, "gaanz" vorsichtig und ich flitzte nach meiner Kamera. Von schräg unten nach oben ist das Knipsen mit Blitz ein ziemliches Gewurstel, "man, wat mutt . . ." In der folge bauten sie noch mehrmals Schaumnester an der gleichen Stelle. Wie oft tatschlich gelaicht wurde, konnte ich nicht beobachten . Das ist der Nachteil bei dem Pflanzendickicht.

 

Nach etwa einer Woche gelang es hin und wieder, von oben Jungfische verschiedener Größe auszumachen. Bei den kleinsten von Ihnen sah man eigentlich nur den dreieckigen Kopf. Daraufhin schöpfte ich zunächst vorsichtig die Alten heraus und entfernte dann den Microsorium-Dschungel. Und siehe, es sind etwa 40 Jungkriegskämpfer, die mit Artemien und Tubihack zügig heranwachsen und inzwischen alle etwa gleich groß sind, so daß ich Kannibalismus anscheinend nun nicht mehr zu befürchten habe.

 

Denjenigen unter uns, die an der vielseitigen Brutbiologie der Labyrinthfische interessiert sind, möchte ich den o.a. Artikel von J. Vierke im Aquarienmagazin 1987, Seite 99 ff, dringend empfehlen. Nicht oft finden wir in unserer Fachliteratur so gute und einprägsame Darstellungen!

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Januar 1993

Nr. 91

Betta splendens

Siamesischer Kampffisch

 

Literatur:

AM 85, Seite 53

AM 84, Seite 464

DATZ 84, Seite 403

TI Nr. 83, Seite 10

TI Nr. 52, Seite 12

 

Der Schleierkampffisch, den unser Bild garstellt, gilt seit mindestens 80 Jahren als einer der populärsten Aquarienfische, jeder kennt ihn, fast jeder von uns hat ihn schon einmal gepflegt. Dass er eine Zuchtfom ist, das wissen wir alle, die Vermehrung bereitet auch keine besonderen Schwierigkeiten. - was gibt's da noch groß zu berichten?

 

Seine Heimat ist Tailand, dort findet man ihn auch heute noch in der Wildform. Die Thais und die Khmers, ihre Nachbarn in Kambodscha, züchten diese Wildform seit sehr langer Zeit für Fischkämpfe, wie sie ja auch Hahnenkämpfe betreiben. In beiden Fällen werden von den Zuschauern und den Fisch- bzw. Hahnbesitzern Wetten über den Ausgang des Kampfes abgeschlossen; es geht mal wieder um Geld. Man hat daher Zuchtstämme herausgebildet, die sich für den Kampf besonders eignen. Den Kampfrassen der Hühner sieht man dieses deutlich an, bei den Fischen ist der Unterschied zur Stammform rein äußerlich hauptsächlich an der Kopfform zu erkennen, entscheidend ist bei ihnen aber der übersteigerte Agressionstrieb, der in diesem Maße in der freien Natur vielleicht den Untergang der Art herbeiführen würde.

 

Man nimmt an, daßin diesen Zuchtstämmen durch Mutation hin und wieder langflossige Tiere angefallen sind, aus denen, gezielt nachgezogen und durch Inzucht "veredelt", schließlich unser Schleierkampffisch hervorgegangen ist. Von seinen kämpferischen Vorfahren hat er die Widerstandsfähigkeit, aber auch den Killerinstinkt geerbt, der es uns fast unmöglich macht, diese Prachtexemplare anders als in Einzelhaft zu halten. Die Wildform von Betta splendens ist weit weniger agressiv, farblich ebenso stark in Rot und Blau, voll Temperament, und sie wäre auch in grüßeren Gesellschaftsbecken gut zu pflegen, zusammen mit Barben und passenden Labyrinthern. Man könnte ihnen ja sicherheitshalber einen Frauenüberschuß zugestehen. Leider ist es zur Zeit kaum möglich an die Wildform heranzukommen.

 

In den letzten Jahren wurden mehrere verwandte Betta-Arten bei uns eingeführt, die fast alle durchaus ansprechend bis prächtig gefärbt sind. Die meisten von ihnen übertreffen B. splendens in der Größe und unterscheiden sich voneinander durch ihr Brutverhalten. Es gibt nämlich Maulbrüter darunter und Schaumnestbauer; für Spezialisten eröffnet sich hier ein reiches Betätigungsfeld. In unserer Fachliteratur finden wir hochinteressante Berichte, die auch verständlich machen, daß selbst eingefleischte Cichlidenfans auf Labyrinther, speziell auf Kampffischarten umgestiegen sind, des Forschens und Entdeckens wegen!

 

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im November 1988

Nr. 42

Macropodus ocellatus

Rundschwanzmakropode

 

Literatur:

Die Paradiesfische, Hans-Joachim Paepke;

Labyrinthfische - Hechtköpfe und Schlangenkopffische, Helmut Pinter;

DATZ 1/93, Seite 50 - 52;

Makropoden - Paradiesfische, Dr. Thomas Seehaus & Dr. Jürgen Schmidt

 

Der Rundschwanzmakropode  wird auch Chinesischer Makropode genannt, weil sein natürliches Verbrei-tungsgebiet große Teile Chinas umfasst. Vom mittleren China im Süden kommt er im nordwärts bis in das chinesische Harbin vor und von dort erstreckt sich sein Verbreitungsgebiet wieder südwärts bis in das südliche Korea hinein. In Japan wurde er eingeschleppt. Damit liegt sein natürliches Verbreitungsgebiet zwischen dem 30. und 50. Breitengrad. Geographisch auf unseren Längengrad übertragen bedeutet das, dass sich das Verbreitungsgebiet von Kairo bis Frankfurt am Main erstrecken würde. Weil zumindest nördliche Populationen kurze, aber strenge Winter zu überdauern haben, ist der chinesische Makropode in unseren Breiten für sonnenexponierte und verkrautete Gartenteiche mit größeren Flachwasserzonen bestens geeignet. Große Steintröge, Kübel oder Viehtränken können jedoch ebenfalls gut als Lebensraum dienen.

 

Die Beflossung adulter männlicher Tiere erreicht eine wirklich beeindruckende Größe. Dabei können die Flossenzipfel von Rücken- und Afterflosse über das Schwanzflossenende hinauswachsen und die Bauchflossen können türkisblaue, sehr lange und überaus kräftige Flossenzipfel ausbilden. Von überwältigender Schönheit sind solche Tiere, wenn Sie mit aufgestellten Flossen einem Nebenbuhler oder einem Weibchen imponieren. Dabei sind die Flossen mit türkisblau bis malachitgrün irisierenden Punkten übersät und mit weißen bis stahlblauen Flossensäumen verziert.

 

Diese Population überwintert ohne einen Witterungsschutz seit 1997 in einem sonnenexponiert gelegenen Naturteich nahe Oldenburg. Sie stammt von Wildfängen aus dem großen Flusssystem des unteren Jangtsekiang in China ab.

 

Diese Art ist für die Haltung in einem ganzjährig beheizten Aquarium jedoch völlig ungeeignet! Sie benötigt unbedingt eine 2- bis 5-monatige Ruhephase bei Wassertemperaturen von 5 - 12° C. Die dauerhafte Aquarienhaltung ist deshalb problematisch und sollte nur von Profis versucht werden. Die Haltung im Freiland ist allerdings etwas für Jedermann. Diese Fische trüben weder das Wasser, noch beschädigen sie irgendwelche Pflanzen. Somit ist diese Art ganz besonders auch für naturnahe Gartenteiche geeignet, deren Besitzer Wert auf Molche, Frösche und Kröten legen.

 

Gelaicht wird ab Anfang Juni, wenn die Wassertemperaturen erstmals deutlich über 20 °C klettern. Die Schaumnester sind klein und kompakt und häufig gänzlich von Schwimmpflanzen bedeckt. Taucht man unmittelbar neben einem Schaumnest eine Fingerkuppe unter die Wasseroberfläche, erfährt man dort von dem Brutpflege treibenden Männchen einen vibrierenden Biss. Dieser ist zwar völlig schmerzlos, erzeugt aber zuverlässig einen kleinen Schrecken und damit ein reflexartiges Zurückziehen der ganzen Hand. Zur Aufzucht der Fischbrut bedarf es keiner besonderen Hilfestellung. Im Freiland wachsen immer genügend viele Jungfische heran. Diese können den kommenden Winter bereits ab einer Größe von 1,5 cm problemlos überstehen. Erfahrungsgemäß sind Jungfische dieser Größe, verglichen mit geschlechtsreifen Tieren, äußerst anpassungsfähig.

Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im Februar 2017

Nr. 103

Macropodus spechti

Schwarzer Makropode

 

Literatur:

DATZ 83, Seite 201

DATZ 84, Seite 369

AM 78, Seite 76

AM 82, Seite 342

 

Schon vor 120 Jahren, anno 1869, "betrat" der erste Makropode in Frankreich europäischen Boden. Es war der erste Paradisfisch M. opercularis, der mit seiner prächtigen Färbung und den herrlichen Flossen gleich alle Naturfreunde faszinierte. Zudem zeigte er sich anspruchslos in der Pflege und brauchte weder Heizung noch Durchlüftung (Labyrinther), nahm jedes Futter und ließ sich leicht züchten. Der Aquaristik, die außer "Einheimischen" nur Goldfische kannte, bescherte er einen großen Auftrieb und den Zulauf vieler Interessenten. Heute kann man sagen, daß mit ihm unsere Sache eigentlich erst richtig losging.

 

Der "Schwarze" ist der südliche Vertreter des Urvaters, er stammt wahrscheinlich von der Insel Borneo (wo früher Teakholz wuchs und Orang-Utans lebten), kommt aber auch in Vietnam vor. Darum braucht er mehr Wärme, ist sonst jedoch anspruchslos und weniger agressiv. In folge des vielseitigen Angebots von Neueinführungen geriet M. spechti allmählich bei uns in Vergessenheit und wurde kaum noch gehandelt. Erst im vorigen Jahr hat ihn endlich wieder ein Aquarianer unseres Bezirks aus der DDR mitgebracht - man muß an Bezirkstagen teilnehmen, wenn man soetwas gewahr werden will! Wir sind noch am gleichen Abend hingeschruppt, dafür ist Helmut ja immer gleich zu haben. Denkt über Tagungen wie Ihr wollt, Caballeros, ein Treffen, wie das am 11. September 1988 in Bremerhaven, darf man einfach nicht verpassen.

 

Das Pärchen auf unserem Bild gehört schon zur Nachzuchtgeneration - vom Weibchen sieht man kaum etwas, weil der Macho sich dauernd in den Vordergrund schiebt, um mit seinen Flossen anzugeben. Die Zucht ist auch im Gesellschaftsbecken meistens kein Problem, denn der "Alte weist jede verdächtige Person vom Platz und wenn wir nach dem Schlupf das Schaumnest ausnehmen, kann die Brut separat ungestört aufgezogen werden. Staubfutter für die Winzlinge produzieren wir kostensparend und umweltfreundlich nach dem Böschen'schen Strohbeutelverfahren (ges. gesch.) - reichlich und in bester Qualität.

 

Gewisse Unstimmigkeiten mit den Beckengenossen können natürlich auftreten, wenn "Spechti" und Cichliden gleichzeitig Nachwuchs haben. Bei mir führte ein Paar P. taeniatus seine Jungen erstmals aus, als die kleinen "Makros" gerade geschlüpft waren. Obwohl den Cichliden der Boden und den "Schwarzen" die Oberfläche zugewiesen war, gab es dauernd Auseinandersetzungen zwischen den Vätern, bei denen der "Pelma" einige Schuppen verlor. Da mußte natürlich der Arm des Gesetzes eingreifen - der "Schwarze" wurde interniert und damit war leider seine Brut verloren. Ich werde ihm aber ein größeres Exil zuweisen und das Weibchen nachfolgen lassen, denn sie hat schon wieder Laich angesetzt.

 

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im September 1989

Nr. 52

Parosphromenus nagyi

Kuantan-Form

 

Literatur:

Mergus Aquarien-Atlas, Band. 3; Finke und Hallmann (2013) Prachtguramis; https://parosphromenus-project.org

 

Wissenschaftlich beschrieben wurde diese malaysische Art im Jahre 1985 von Dietrich Schaller aus München. Die Ersteinfuhr erfolgte im Jahre 1979 durch Peter Nagy de Felsö Gör aus dem österreichischen Salzburg.

 

Leider wurden zu der hier beschriebenen Population keine Fundortdaten weitergegeben. Ein visueller Abgleich mit verschiedenen Aufsammlungen legt aber nahe, dass die hier beschriebenen Population aus der Region der Großstadt Kuantan stammt. Diese Art ist dort in Schwarzwassersümpfen anzutreffen, die ein teebraunes, nahezu mineralfreies und saures Wasser mit pH-Werten zwischen 4 und 5 führen. Ein solches Wasser ist für die in unseren Gesellschaftsbecken etablierten Zierfischarten ein absolut lebensfeindliches Medium. Andersherum kann man Parosphromenus-Arten nicht erfolgreich in gewöhnlichem Aquarienwasser halten, was viele Aquarianer schon leidvoll feststellen mussten.

 

Es sind kleine scheue Fische, die man möglichst nur paar- oder trioweise in kleinen schwach beleuchteten Aquarien von etwa 10 bis 20 Liter Inhalt pflegen sollte. Ein für die erfolgreiche Pflege geeignetes Wasser ist Regen- oder Osmosewasser, welches mit Torf, Erlenzapfen und/oder Seemandelbaumblättern angesäuert wird. Die Beckeneinrichtung erfordert eine Höhle, welche die Fische als Brutplatz zwingend benötigen. In Aquarien haben sich als Brutplätze die kleinen schwarzen Fotofilmdosen bewährt, die im heutigen Digitalzeitalter leider kaum noch zu bekommen sind. Die einen geringen Auftrieb aufweisenden Fotofilmdosen befestigt man am besten in Bodennähe, weil anzunehmen ist, dass diese Art in der Natur unter abgesunkenem Blattwerk ihr kleines, aus nur sehr wenigen Luftblasen bestehendes Schaumnest baut. Als weitere Einrichtungselemente eignen sich Torffasern, Herbstlaub, monatelang gewässertes Wurzelholz und diverse Pflanzen, wie zum Beispiel Javamoos, Süßwassertang und der Schwimmende Hornfarn.

 

Die Gelege dieses meistens nur über die Kiemen atmenden Labyrinthfisches weisen mit nur 10 bis 30 Eiern eine für Labyrinther außergewöhnlich geringe Größe auf. Obwohl die frisch gelegten Eier irgendwie verpilzt aussehen, entwickeln sich aus ihnen nach 9 - 10 Tagen zuverlässig freischwimmende Jungfische, die ihre Höhle nach und nach verlassen. Damit endet auch die Brutpflege des Männchens. Für eine kontrollierte Aufzucht der Jungfische können diese kurz vor dem Freischwimmen mitsamt ihrer Fotofilmdose in ein Aufzuchtbecken überführt werden. Doch dabei ist Vorsicht geboten. Werden die Jungfische nämlich vorzeitig aus Ihrer Höhle herausgespült, sterben sie. Da die Jungfische erst etwa 3 Tage nach dem Freischwimmen frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien bewältigen können, sind Copepoden-Nauplien, Infusorien und dergleichen als Erstfutter unabkömmlich.

 

Wer den Prachtguramis nicht dauerhaft feines Lebendfutter zur Verfügung stellen kann, wird diese Fische nicht erhalten können. Ein Mix aus Wasserflöhen, Copepoden und kleineren Mückenlarven ist ein optimales Futter.

Jördis und Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im August 2023

 

Nr. 123

 Trichogaster lalius 'Calcutta 2018'

Zwergfadenfisch

 

Literatur:

Pinter, Helmut (1984), Labyrinthfische – Hechtköpfe und Schlangenkopffische;

Dr. Rüdiger Riehl / Hans A. Baensch (1982), Mergus Aquarien-Atlas Bd. 1

 

Die Nomenklatur dieser Art ist umstritten. Eine Art, die bereits unsere Großväter unter Colisa lalia kennengelernt haben, soll heute den Gattungsnamen Trichogaster tragen. Dass der ältere Gattungsname Trichogaster erstmals einer der Artengruppe des Zwergfadenfisches zuzurechnenden Art gegeben wurde, hatte man jahrzehntelang nicht berücksichtigt. Eine Umbenennung in Trichogaster war deshalb angezeigt. Der bisherigen Gattung Trichogaster brachte das eine Umbenennung in Trichopodus ein. Dieser neuen Nomenklatur spricht entgegen, dass sie zu Verwirrungen führt.

 

Das Verbreitungsgebiet des Zwergfadenfisches erstreckt sich von Bangladesch über Indien bis nach Pakistan. Im Jahre 2018 importierte die Aquarium Glaser GmbH Wildfänge dieser Art. Auf Nachfrage sollen diese aus dem Nordosten Indiens stammen, wo sie in einem Umkreis von etwa 50 Kilometern um Kalkutta herum gefangen worden sein sollen. Die Tiere von Wildfangpopulationen sind mit einer Maximallänge von nur 4 cm deutlich kleiner als die bis zu 7 cm großen Tiere genetisch veränderter Aquarienstämme. Zwerg-fadenfische sollten nach Möglichkeit in einem Artbecken mit einem Fassungs­vermögen von mindestens 60 Litern gehalten werden. Eine Vergesell­schaftung mit kleineren friedlichen Arten ist jedoch möglich. Wichtig ist eine Fütterung mit Lebend­futter, insbesondere mit Wasserflöhen, Kopepoden und Mückenlarven.

 

Oftmals wird verkannt, dass diese Art in der Natur deutlichen jahreszeitlichen Veränderungen ausgesetzt ist. Während sich die Fische in den kühlen Wintermonaten in die Fließgewässer zurückziehen müssen, ziehen sie in der warmen Regenzeit in die flachen Überschwemmungsgebiete, wo sie dann laichen. Die Vermehrung dieser Art ist deshalb nicht ganzjährig möglich. Es wird empfohlen, die Tiere nach einer Überwinterung bei 18 - 20 °C paarweise zur Zucht anzusetzen. Dazu sind Versteckmöglichkeiten für das Weibchen und eine Schwimmpflanzendecke für den Schaumnestbau vorzusehen, vorzugsweise aus dem Hornfarn Ceratopteris cornuta. Das Zuchtpaar sollte mit viel Lebendfutter, insbesondere mit Schwarzen Mückenlarven versorgt werden. Ein möglicher Aquarienfilter sollte abgeschaltet, der Wasserstand auf unter 15 cm abgesenkt und die Wassertemperatur tagsüber auf 29 - 32 °C erhöht werden. Nachts sollte die Temperatur auf 25 – 26 °C abfallen. Das Männchen beginnt dann innerhalb weniger Tage mit dem Bau eines Schaumnestes. Die Tiere laichen an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen. Sobald die Tiere ihre Laichaktivität eingestellt haben, beginnt das Schaumnest sich aufzulösen und dass Paar sollte aus dem Becken herausgefangen werden. Etwa 4 Tage nach Beginn des Ablaichens kommen erste Jungfische zum Freischwimmen. Wenn für die Aufzucht der Jungfische nur das Ablaichbecken zur Verfügung steht, wird man sich zu dieser Zeit aktiv von bis zu 90 % der Jungfische trennen müssen, denn nur wer es versteht, die Jungfische in geringer Dichte über 2 - 3 Wochen hinweg pausenlos und kontrolliert mit Infusorien zu versorgen, der wird schließlich erste Artemianauplien verfüttern und den Jungfischen beim Aufwachsen zusehen können. Ab einer Größe von etwa 1 cm kann die Temperatur dann schrittweise abgesenkt und der Wasserstand angehoben werden.

 

Finn und Ralf Riemer

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrarienfreunde Oldenburg e.V. im November 2021

Nr. 120

Trichopodus leeri

Mosaikfadenfisch

 

Literatur:

DATZ 1981, Seite 289

DATZ 1970, Seite 1

Aq.M. 1982, Seite 230

TI Nr. 38, Seite 10

TI Nr. 27 Seite 5

 

Unbestritten ist er einer der schönsten Süsswasserfische überhaupt, in Zeichnung und Farbe sucht man Seinesgleichen vergebens, aber auch seine Form und die schwungvollen Bewegungen tragen zu dieser herausragenden Stellung bei. Unser Bild zeigt ein noch nicht voll entwickeltes Männchen; die Flossen werden noch länger, die Köperunterseite erstrahlt beim erwachsenen Tier leuchtend rot oder orange und die Seiten schimmern stahlblau mit der weißen Mosaikzeichnung.

 

Es ist allerdings nicht ganz leicht, an soche Prachtexemplare heranzukommen. Da die Bruten, wenn sie gelingen, eine sehr zahlreiche Nachkommenschaft bringen, treten oft Fütterungs- und Raumprobleme auf, die dann den ganzen "Wurf" schädigen. Beste Abstammung allein genügt nicht, neben erstklassiger Fütterung sind Temperatur, Wasserqualität und ausreichender Schwimmraum unerläßlich für den Erfolg.

 

Da Mosaikfadenfische im Verhältnis zu iher Größe und Pracht relativ preiswert sind, versuchen sich oft Anfänger an Ihnen und verzagen dann gleich, wenn's schief geht. Obwohl für den erfahrenen Aquarieaner die Pflege eigentlich keine besonderen Probleme bringt, sollten wir uns voher mit den Hälterungsbedingungen ernsthaft auseinandersetzen und nicht nur ganz nebenbei die Verkäuferin danach fragen. Man lese die angegebenen Literaturstellen!

 

Zu beobachten gibt es viel, bei den "leeris". Sie zeigen sich, obwohl an sich ruhig, doch auch recht bewegungsfreudig. Allein das Spiel ihrer zu Tastorganen umgebildeten Bauchflossen, denen die Gattung den Namen "Fadenfische" verdankt, ist schon eine faszinierende Schau. Mir war es sowieso ein Rätsel, wozu diese fische Tastorgane brauchen, da sie doch tadellos sehen können! Die Antwort fand Dr. Ladiges vor vielen Jahren, als er zum ersten Mal in Sumatras Flüssen mit dem Kescher hinter Fadenfischen her war. Das Wasser war an diesen Stellen voller Laub und Holz, teilweise wies die Schicht eine Dicke bis zu einem Meter auf. Darunter war's natürlich finster, aber sicherer als im freien Wasser. Die "Fäden" haben sich daher wohl innerhalb von Jahrtausenden entwickelt und als lebenserhaltend bewährt. Auch das einmalige Mosaik-Design ist reine Zweckmäßigkeit, vielleicht irritiert es Reiher oder andere Fressfeinde mit seinem Geglitzer; - jedenfalls bringt es Überlebensvorteile. Nur die rote Bauchseite der Männchen ist Luxus - oder auch nicht -  denn es ist für sie die Ordensspange, die Brieftasche oder der BMW, mit denen sie den Weibchen imponieren mussen.

redaktionell überarbeitet

Quelltext: Karl Hamschmidt

 

Anlage zu den monatlichen Vereinsmitteilungen der Aquarien- und Terrerienfreunde Oldenburg e.V. im November 1987

Nr. 30